WebSeite des Deutschen Sprachgymnasiums "Goethe" - Burgas / Bulgarien
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(aus der Schuelerzeitung)
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Kotel
Kotel emfing uns mit dem Anblick eines quadratischen massiven Gebaeudes kommunistischen Stils
(es entpuppte sich als Soldatendenkmal, das an den Unabhaengigkeitskrieg zwischen Tuerken und
Bulgaren erinnert) und einer Statue von Georgi Sawa Rakowski.
In diesen Tagen feiert man den 130. Todestag des "Kaempfers mit Feder und Schwert", der gegen die
Tuerken vorging.
Bei unserer Ankunft entlud man gerade ein uebergrosses Portrait des Dichters und Revolutionaers.
Hinter diesem Monument kehrten wir, noch immer vom Fruehstueck gesaettigt und minder hungrig,
erst einmal ein.
Doppelt gestaerkt schliesslich faszinierte uns die Atmosphaere der Dreifaltigkeitskirche - trotz
ihrer Einfachheit vermittelte sie das Gefuehl von Geborgenheit. Im Vergleich zu deutschen Kirchen
entsteht durch farbenfrohe Teppiche (aus stadteigener Produktion!) und persoenlicher (teils
improvisierter) Dekoration sogar der Eindruck von Gemuetlichkeit.
Die Zeit der bunten Teppiche ist fuer Kotel allerdings Vergangenheit. An die einstige
Teppichfabrik erinnert nun mehr eine Abbruchstelle. Nur zwei aeltere Damen fanden wir fleissig
webend vor - und fotografierten sie peinlich beruehrt.
Kotel (dt.=Kessel, in einem Tal gelegen) leidet seit 1990 unter hoher Arbeitslosigkeit. Die
jungen Leute verlassen das Staedchen sobald sich ihnen eine Alternative bietet.
Parteienzerwuerfnisse praegen den politischen Alltag - die Zukunft der Stadt mit ihren 8000
Einwohnern ist ungewiss.
Zur Zeit der tuerkischen Herrschaft war Kotel ein priveligiertes Soldatendorf und durch
Steuerfreiheit von aussergewoehnlichem Reichtum gesegnet. Durch einen Brand 1894 wurde ein
Grossteil der Haeuser zerstoert. Wir konnten jedoch ein typisches Wiedergeburtshaus eines
mittelreichen Haendlers kennenlernen (stolzer Besitzer von 2000 Shafen, 14 Geschaeften
(Wollkleidung), 2 Kaesten Gold und 5 Toechtern, denen er jeweils ein Haus bauen liess).
Reichtum liess sich im Dorfe gern repraesentieren, indem man die in Salzlake eingelegten
Goldstuecke auf dem Dach trocknete.
Das Haus vermittelt den Eindruck von schlichtem Wohlstand. Der 1. Stock besteht aus dem
Empfangsraum ("Korridor"), der Gaststube (aber bitte nur Maenner!!), dem Empfangszimmer der
aeltesten Tochter (aber bitte nur Frauen!!) und dem Schlafzimmer bzw. einer grossen gemuetlichen
Matratze, auf der sich die gesamte Familie tummelte.
Im 2. Stock sind Arbeitszimmer (mit einem Webstuhl) und Essecke eingerichtet. Ein Zimmer jedoch
verblieb unvollendet, dies sollte eine Garantie fuer Glueck sein.
Das dunkle Holz des Hauses und die geschmackvollen Muster der Teppiche praegen die Atmosphaere.
Das Abbild einer alten Herrschergattin laesst jedoch viele Fragen offen: Ihr Blick ist traurig,
die Mundwinkel heruntergezogen - eine Frau ohne Rechte in einer patriarchalischen Gesellschaft.
Johanna Hamel
Der Originaltext dieses Artikels wurde dem Heft
"Reisende Reporter - Berichte aus Bulgarien" entnommen.
Bulgarisch - deutsche Schuelerzeitungswerkstatt
(c) 7-14 April 2001, Sarafowo / Burgas, Bulgarien
Der "Bulgarische Abend"
Liebe Bulgaren,
heute ist mein Vorletzter Tag in Bulgarien und ich kann auf eine wunderschoene Woche in Eurem
Land zurueckblicken. Es hat mich sehr gefreut, einen ersten Einblick in Eure Kultur zu bekommen.
Ich habe Nessebar besichtigt, Sosopol, Zheravna, Kotel, Burgas und immerhin sogar den Flughafen
von Sofia. Ich habe das Schwarze Meer gesehen (obwohl es zu kalt war zum Baden), einen Teil des
Balkan-Gebirges und die Landschaft entlang der Strasse zwischen Sofia und Burgas.
Einen Teil Eurer Lieder hatte ich schon gehoert, als Ihr sie auf der Strasse gesungen habt,
einige mehr bei dem "Bulgarischen Abend". Ich wusste also schon, bevor Ihr noch mehr davon
gesungen habt, dass ein Grossteil der Lieder von einem wunderschoenen mazedonischen Maedchen
handelt oder von einem Anfuehrer der Bulgaren, der durch das Dorf schleicht, damit seine alte
Mutter nicht bemerkt, dass er gegen die Tuerken kaempfen will... oder so aehnlich?!
Ihr habt mir erzaehlt, dass viele Eurer Lieder mazedonisch sind, was daran liegt, dass Mazedonien
frueher ein Teil Bulgariens war. Dass das Volk der Bulgaren von der tuerkischen Herrschaft, dem
"Joch", sehr gepraegt wurde, sieht man nicht nur an den vielen Liedern, sondern auch am Essen.
Am "Bulgarischen Abend" gab es: Kjopolu, das Auberginenpueree (tuerkisch!), Rakija (tuerkisch!),
Kebapche (nein, das ist urspruenglich nicht tuerkisch, sondern arabisch oder aus dem gesamten
Balkangebiet?), gefuellte und panierte Paprikaschoten, Schopska Salata ("salata" sagt man dazu
uebrigens auch in der Tuerkei), Kartoffelsalat und Tsatsiki (gibt es auch in der Tuerkei).
Waehrend des "Bulgarischen Abends" haben wir auch den "Volkssport No.1" der Bulgaren
kennengelernt (Sonnenblumenkerne essen), der - nur nebenbei erwaehnt - auch in der Tuerkei weit
verbreitet ist. Dass Ihr mit der Satellitenschuessel (Kabel! :-) WebRed.) "Big Brother"
empfangen koennt und die deutsche "Fernsehlandschaft" fast besser kennt als ein Deutscher,
wussten wir schon vorher, jetzt kennen wir auch "Liitle Sister" (danke Yassen und Swilen). Und
so eine/n Wahrsager/in wie Dimo muessen wir wohl selbst in Bulgarien lange suchen...
Liebe Bulgaren, es hat mir wirklich sehr gefallen, Euer Abend, Euer Land, diese Woche... auch
wenn ich mir einfach nicht vorstellen kann, dass frueher in einem Dorf wie Zheravna alle Maedchen
in der gleichen Tracht herumgelaufen sind wie Dilyana am "Bulgarischen Abend"...
Ich mag Euer Land! Ich mag Euch!
Alles Liebe, eine Deutsche
Der Originaltext dieses Artikels wurde dem Heft
"Reisende Reporter - Berichte aus Bulgarien" entnommen.
Bulgarisch - deutsche Schuelerzeitungswerkstatt
(c) 7-14 April 2001, Sarafowo / Burgas, Bulgarien
Lesen Sie noch: In Bulgarien ist alles ein bisschen anders...
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