WebSeite des Deutschen Sprachgymnasiums "Goethe" - Burgas / Bulgarien
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Web-Publikationen
(aus der Schuelerzeitung)
>> In Bulgarien ist alles ein bisschen anders...
>> Der "Bulgarische Abend"
>> Tourismus in Bulgarien
"In Bulgarien ist alles ein bisschen anders,..."
sagte mir meine Vorgaengerin. Doch was sollte das heissen? Ich hatte schliesslich schon einige
Bulgaren kennengelernt und einen so grossen Unterschied konnte ich gar nicht feststellen.
Sie waren zwar alle etwas chaotisch, aber trotzdem sehr aufgeschlossen und freundlich.
Trotz meinem Vertrauen in die Bulgaren, war ich erleichtert, als ich erfuhr, dass "Balkan Air"
nicht mehr existierte und wir mit Lufthansa fliegen "mussten".
So ging es dann, nachdem wir beinahe eine Teilnehmerin vergessen haetten, endlich los Richtung
Bulgarien.
Unnoetigerweise startete dann noch unser Flieger zu spaet in Frankfurt und wir waren froh als
wir sicher in unserer Maschine von Muenchen nach Sofia sassen.
"Jetzt kann nichts mehr passieren", dachten wir uns siegessicher, ausser das Flugzeug wuerde
abstuerzen. Doch auch das blieb aus und wir landeten heil in Sofia.
Ich schlaengelte mich geschickt und schnell durch die Passkontrolle und spurtete an das
Gepaeckband. Als nach 15 Minuten noch kein einziges mir bekanntes Gepaeckstueck zu erspaehen war,
wurde ich zwar etwas unruhig, konnte mich aber noch mit der Ausrede, dass die Bulgaren immer
etwas laenger brauchen, beruhigen. Nach 30 Minuten schien mir diese Erklaerung nicht mehr so ganz
realistisch und als nach einer Stunde bereits das Gepaeck des naechsten Fluges auf das Band lief,
war die Sache klar: Wir hatten unser Gepaeck verloren!
Was nun? Keiner von uns konnte ein Wort Bulgarisch und ein Lufthansa-Schalter war auch nicht zu
sehen. Schliesslich erklaerten sich einige nette Teilnehmerinnen dazu bereit sich an dem "lost &
found"-Schalter anzustellen (Danke!!), wo ungefaehr noch 20 andere Fluggaeste warteten, die
ebenfalls ihr Gepaeck vermissten. Wenigstens waren wir nicht die einzigen!
Leider gab es an diesem Schalter nur eine Person, die sich um die veraergerten Fluggaeste
kuemmerte und entsprechend fiel die Wartezeit aus. Nach einer weiteren Stunde war dann wenigstens
klar, dass unser Gepaeck in Muenchen stehen geblieben und nicht irgendwo in Honolulu gestrandet
war.
Als wir dann unsere Wartezeit mit "Fliesband-Riding" und "Extrem-unter-einem-Karton-Verstecking"
beendet hatten, ging es endlich Richtung Sarafowo. Unsere Koffer sollten uns am naechsten Tag
"unverzueglich" nachgesendet werden...
Vor dem Flughafen wurden wir dann herzlich von Jassen in Empfang genommen, und als wir vor
unserem "Reisebus" standen, wurde uns klar, dass es auch etwas gutes hatte, ohne Gepaeck weiter
zu reisen, denn der Bus reichte gerade, um alle Teilnehmer unterzubringen.
Unser Busfahrer verwechselte dann die Schlagloch-Strasse mit dem Nuerburgring und hiermit war
unsere Planung waehrend der Fahrt etwas zu schlafen ebenfalls "gegessen". Statt dessen machten
wir Bekanntschaft mit der bulgarischen Polizei, die uns mit 115 km/h in einer 50 km/h Zone
erwischte. Da denkt man sich als Deutscher: "So, jetzt koennen wir einpacken! Mindestens 4
Punkte in Flensburg, der Fuehrerschein weg und 'ne satte Geldstrafe!!" Nein, in Bulgarien ist
alles eben etwas anders! Der Fahrer hat den Polizisten 10 Leva in die Hand gedrueckt und die
Sache war vom Tisch!
Da unser Fahrer irrtuemlich annahm, man wuerde nur einmal angehalten, wenn man so schnell faehrt,
mussten wir ein zweites mal (nach immerhin 15 Minuten) 10 Leva Schmiergeld bezahlen. Beinah
waeren wir der Polizei auch noch ein 3. Mal ins Netz gegangen, aber sie hatten bereits jemanden
gestoppt und so konnten wir "unbedenklich" weiter reisen.
Gut "geshaked" und todmuede kamen wir dann gegen 23:00 im Hotel an.
Ich muss zugeben, dass meine Nerven schon etwas blank waren nach diesem Tag. Der naechste Morgen
wurde dann genutzt um sich bekannt zu machen.
Gegen Abend, als man schliesslich mit der bulgarischen, wie auch der deutschen Kultur vertraut
war, beschlossen wir bei einem Glaeschen Wein die Sorgen um das Gepaeck zu vergessen, es sollte
ja auch bald da sein.
Als die Zeiger sich immer mehr 22:00 naeherten, beschlossen einige Ungeduldige, bereits ans Hotel
zu gehen und die Koffer in Empfang zu nehmen. Ich liess mir noch etwas Zeit, aber irgendwann war
der Gedanke an frische Waesche und eine richtige Zahnbuerste (die bulgarische hatte sich nach
einmal putzen bereits aufgeloest!!) zu stark und so wanderte ich ebenfalls wieder ans Hotel.
Etwas irritiert betrachtete ich die Runde, die es sich bei einem weiteren Glas Wein im Hof des
Hotels gemuetlich gemacht hatte. Von den 15 Koffern, Taschen und Rucksaecken (Erfurt) gab es
natuerlich noch keine Spur.
So vergingen nun die Minuten, die Stunden,... es wurde halb zwoelf, zwoelf, halb eins, eins, dann
ging ich ins Bett.
Am naechsten Tag erfuhr ich, dass der Fahrer schliesslich um 3:45 eingetroffen war! Immerhin war
jedes Gepaeckstueck heil gelandet. Gottseidank, jetzt konnte ich mich wieder 3 mal taeglich
umziehen... ;-)
So verlief die Woche nun friedlich.
Wir besichtigten die Sehenswuerdigkeiten der suedlichen Schwarzmeerkueste, verbrachten die Abende
bei Wein und Gesang und lernten natuerlich interessantes ueber Bulgarien. So eilte die Woche an
uns vorbei... Schon stand der Deutsche Abend auf dem Programm, der erahnen liess, dass nicht mehr
viel Zeit blieb. Wir machten unsere bulgarischen Freunde mit den wenigen deutschen Braeuchen
bekannt und unsere kleine Dialekteinlage kitzelte selbst die Lachmuskeln der bulgarischen
Teilnehmer. Ganz nach dem Motto: Morgens halb zehn im Flieger... trifft man auf schwule Piloten,
hessische Bauern und psychiatriereife Erfuhrter.
Vor allem die thueringische Interpretation des Textes war sehr interessant. "Drueben" ist eben
auch alles ein bisschen anders...
Darauf folgte der Bulgarische Abend, der ebenfalls sehr interessant gestaltet war, von guten
alten Braeuchen bis zu Szenen der durchgeknallten Gegenwart (li li li li, la la la la...den den
de den den den den...).
Ausserdem habe ich klaeglich beim Sonnenblumenkern-Wettessen versagt, das lag natuerlich nur an
den Kernen! Meine waren garantiert manipuliert!
Der letzte Abend war nicht irgendein letzter Abend, sondern auch Martins letztes Seminar und so
wurde bei Gitarrenspiel, Gesang und einem letzten Glas bulgarischemWein (bin ich schon
Alkoholiker??!) froehlich gefeiert.
Am naechsten Morgen kam dann der traurige Abschied von Bulgarien. Wieder in den wackeligen Bus,
ueber die holprigen Strassen nach Sofia.
Als wir dann am Flughafen nicht nur 50.- DM als Ueberraschung bekamen, sondern auch noch eine
Tasche zuviel hatten, konnte ich nur noch lachen. Auch die "Huch-ich-hab-ja-noch-den-
Hotelschluessel"-Aktion von "Perla" (Name von Redaktion veraendert) erwies sich trotz Ernst der
Lage als passende Situationskomik.
Bei diesem Seminar war wirklich alles schief gegangen, was schief gehen konnte. Zum Glueck war
die Gruppe super motiviert und selbst die Stromsperrstunden konnten die gute Laune nicht
unterbinden.
Das Seminar war wirklich Klasse und eine tolle Erfahrung fuer mich. Bulgarien ist ehrlich ein
tolles Land (nicht nur wegen der billigen Zigaretten, dem guenstigen Wein,...), ich werde
bestimmt ein zweites Mal hier landen, dann eber mit einer frischen Unterhose und einer
Zahnbuerste im Handgepaeck!!
Jana Farnung
Der Originaltext dieses Artikels wurde dem Heft
"Reisende Reporter - Berichte aus Bulgarien" entnommen.
Bulgarisch - deutsche Schuelerzeitungswerkstatt
(c) 7-14 April 2001, Sarafowo / Burgas, Bulgarien
Lesen Sie noch: Der "Bulgarische Abend"
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